
Titelthema
Besinnliche - sinnstiftende
Zeit
Vorstand (CEO) Diakonieverein Bruchsal e. V.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber bei mir will nicht so recht die Advents- und Weihnachtsstimmung aufkommen!“, sagte mir vor kurzem eine Mitarbeitende. Sie begründete es mit den schlechten Nachrichten im Fernsehen, den andauernden Kriegen, den sich gegenseitig nicht vertrauenden Politiker*innen, ständig neuen `Enthüllungen´, den steigenden Preisen…
Geht es Ihnen so oder ähnlich, liebe Leserinnen und Leser? Mir jedenfalls fiel es im ersten Moment nicht leicht zu antworten. Dabei überlegte ich kurz, warum sollte ich die vielen Ängste, Probleme und Unklarheiten nicht zulassen?
Ja, auch mir geht in diesen Zeiten manches nach, lässt mich sehr nachdenklich werden. Es ist vieles nicht mehr so, wie es wünschenswert wäre. Auch ich sehe die Entwicklung unserer Gesellschaft, unseres Miteinanders gefährdet und unsicher. Mich treibt es mit Sorge, wie ich auf viele berechtigte Fragen keine oder nur vorläufige Antworten finde.
Doch ich bleibe dort nicht stehen mit meinen Sorgen und Fragen. Die Advents- und Weihnachtszeit lädt mich ein – trotz allem – nicht unbedacht, aber bewusst, mit Mut und Zuversicht, meiner inneren Haltung Raum zu geben gegen alle äußeren Wirrungen. Was meine ich damit?
Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine Zeit der Orientierung auf uns, auf unser Inneres, auf unser Sein. Es ist eine Zeit, wenn wir wollen, die besinnlich werden kann. Gemeint ist mit „besinnlich werden“ nachdenken und innehalten, wirklich über den Sinn nachzudenken, den wir Dingen, Ereignissen und unserem eigenen Handeln beimessen.
Für mich, meine Familie und Menschen in meinem Umfeld war 2023 ein Jahr überschattet vom Tod einer nahen Angehörigen, von Unfällen, Krankheiten, aber auch von freudigen Begegnungen, hoffnungsvollen Ereignissen und weitreichenden Entscheidungen in privaten und dienstlichen Zusammenhängen.
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wird es ähnlich ergangen sein. Besinnlichkeit und Sinn-Stiftung helfen Ihnen und mir, vielleicht auch im gesellschaftlichen Miteinander und im Verhalten zu mir selbst, einen Umgang zu finden.
Für Karl Jaspers, ein Philosoph, verspricht die Besinnung, in einer sich ständig verändernden Welt, „Ruhe in der bleibenden Unruhe unseres Lebens, das Vertrauen in den Grund der Dinge, trotz entsetzlichen Unheils, die Unbeirrbarkeit des Entschlusses in den Schwankungen der Leidenschaften, die Verlässlichkeit der Treue in den verführenden Augenblicklichkeiten dieser Welt.“
Besinnung führt so vielleicht zu einem Mehr an Sinn. Dabei gehört das Einbeziehen Anderer in unser Nachdenken über das eigene Handeln dazu.
Ändert sich wirklich etwas, wenn wir uns besinnen? Ja, und ich weiss, viele von Ihnen schließen sich in dieser Klarheit gerne an.
Und so wünsche ich der Mitarbeitenden, vom Anfang dieses Textes, und uns allen in diesem Sinne eine besinnliche und Sinn-stiftende, gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Kommen Sie gut ins Neue Jahr!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr. Christian Waterkamp
Ausgabe 6/2023
Erschienen am 23.11.2023