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Titelthema

Wo ist das Licht?

Begrüßung von Dr. Christian Waterkamp
Vorstand (CEO) Diakonieverein Bruchsal e. V.

Liebe Leserinnen und Leser,

vor einem leeren Blatt Papier sitze ich und überlege mir, was ist für diese Ausgabe „Bei uns“ wichtig? Was muss unbedingt geschrieben werden? Doch dann werde ich ruhig und einen Moment besinnlich. Mein Blick schaut auf die Kerze der Titelseite „Bei uns“ und schnell entstehen in mir viele Bilder mit Kerzen auf der Fensterbank, auf dem Wohnzimmertisch, am Adventskranz, am Tannenbaum, an der Pyramide, auf dem Altar…

Nahezu alle Bilder mit Kerzenlicht sind positiv stimmend, geben Wärme, schaffen Ruhe, ja, lassen Geborgenheit entstehen.

In dieser besonderen Zeit, nein – nicht der „Corona-Zeit“ – sondern der Advents- und Weihnachtszeit, finden wir Antworten auf die Frage: Wo ist das Licht?

Es fällt uns in diesem Jahr schwer, schnell zu antworten. Es dürfen auch keine schnellen Antworten sein. Angst und Schrecken nehmen uns täglich in ihren Bann und lassen uns auch nachts nicht zur Ruhe kommen. Bohrende Fragen nach der Zukunft, die morgen beginnt, erhalten keine klaren Antworten. Nähe und Distanz zwischen uns Menschen nehmen uns Zutrauen und Vertrauen. Leben und Tod werden täglich in Statistiken mitgeteilt. Das Corona-Virus nimmt uns Licht, lässt Lichtmomente verblassen. Wird es noch Advent und Weihnachten? Wo ist das Licht?

Liebe Leserinnen und Leser, das Licht ist dort, wo wir es entzünden, wo wir es leuchten lassen, dort, wo wir ihm Raum, Zeit und Aufmerksamkeit schenken.

Tatsächlich wird es „Licht“ in noch so dunklen Zeiten, wenn wir uns darauf einlassen, ja wörtlich, einlassen. Dann erleben wir im Alltäglichen diese Momente von Geborgenheit, Wärme und Zuwendung. Das Licht der Kerze, so auch die vielen Lichtmomente in der Vergangenheit und Gegenwart sind Ausdruck der Advents- und Weihnachtszeit.

Ich wünsche uns allen solche „Lichtmomente“, die uns ganz persönlich, individuell „eigenartig“ berühren.

Ein solcher Lichtmoment begegnet uns vielleicht auf dem Flur im Wohnbereich, wenn die Nachbarin uns zuwinkt oder im Appartement, wenn die Familienbilder alte-schöne-Erinnerungen wecken.

Lichtmomente, eben auch wenn ein Brief oder ein Päckchen mich erreicht und die Spannung vor dem Öffnen in mir aufkommt.

Lichtmomente – dort – wo sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ev. Altenzentrum Kraft schenken, Angst nehmen und Hoffnung wecken im Dienst.

Lichtmomente – dort – wo die Einsamkeit der Nacht durch einen Besuch der Nachtschwester verfliegt.

Lichtmomente – dort – wo ein Mensch meine Trauer, meine Traurigkeit begleitet, hörend, sehend, fühlend.

Lichtmomente – dort – wo…

Liebe Leserinnen und Leser, wie ist Ihr Lichtmoment? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, halten Sie ihn.

Ich wünsche uns allen in den kommenden Wochen – die anders sind! – Lichtmomente, die uns guttun, die uns hineinnehmen in das „Eigentliche“ der Advents- und Weihnachtszeit und – dort – wo sich diese Lichtmomente nicht im Jetzt ereignen, dort – wo nicht Ruhe, Geborgenheit und Zuversicht einkehren können, ist mein Wunsch für Sie, dass Sie ein guter Gedanke erreicht, ein lieber Mensch sich zuwendet, eine Begebenheit sich ereignet.

Wir denken untereinander aneinander.

Ich wünsche Ihnen und uns eine gesegnete Advents- und Weihnachtzeit und alles Notwendige und Gute für das neue Jahr!

Mit freundlichen Grüßen aus der Huttenstraße
Ihr
Dr. Christian Waterkamp


Ausgabe 6/2020

Erschienen am 1.11.2020